Kolumne Geschätzte Damen und Herren, liebe Mitbürger und Freunde!
 Unser Stadtteil verbrachte bisher ein relativ beschauliches Jahr – ohne besondere Höhen oder Tiefen. Trotz dieses vermeintlich ruhigen Jahresverlaufes waren wir allesamt mit dem WERDEN und STERBEN konfrontiert.  So hat es einige Familien und Menschengruppen besonders getroffen: mit neuem Leben (Geburten) und anderen Neuerungen, aber auch mit Schmerz, Krankheit und dem Tod. Dabei denke ich (und so wird es wohl vielen ergehen) ganz besonders an Stadtrat a.D. Dr. Paul KUMMER, er war unbestritten einer der Väter der beiden Olympischen Dörfer in Innsbruck. Er ist uns in die Ewigkeit vorausgegangen. Wir haben ihm viel zu verdanken. Er war es auch, der das erste Stadtteil-Informationsblatt Anfang der 1970er Jahre ermöglichte hat. Seiner Frau Irene und seinen Kindern gilt unsere Anteilnahme.

Wir im Stadtteil, in Innsbruck und alle im Land sind fast hautnah seit Wochen und Monaten mit der Flüchtlingswelle konfrontiert und von ihr aufgeschreckt worden.
Beschaulichkeit, Ruhe und Entspanntheit ist angesichts dieser „Massenwanderung“, insbesondere aus Kleinasien in einige Länder der EU, niemandem mehr möglich. Unruhe, Zweifel, Ängste steigen in uns hoch, aber bei uns „Alten“ auch die Erinnerung an vergangene Zeiten – an unsere Jugend, als damals auch viele im Krieg oder auf der Flucht waren vor menschenverachtenden Methoden und vor Verfolgung, alles zurück lassend, nur mit den allernotwendigsten Habseligkeiten unterwegs in eine ungewisse Zukunft.
Gemeinsam und mit Zusammenhalt und großem Optimismus auf eine bessere Zukunft haben wir es geschafft. Mit diesem Wissen können und dürfen wir uns der Hilfestellung nicht verschließen und müssen anpacken und mithelfen, diese unglaublich bedrückende Krise auf der Welt und wohl auch in der EU zu bewältigen.
Umso wichtiger ist in solchen Zeiten, die Pflege einer guten Nachbarschaft – nicht nur im Kleinen, im Wohnhaus, im Stadtteil, sondern auch zwischen den Staaten und Gesinnungsgemeinschaften. In dieser Hinsicht können wir in Neu-Arzl/Olympisches Dorf sogar vorbildhaft sein, wie 55 Nationen auf engstem Raum ruhig, vernünftig miteinander umgehen, Konflikte lösen, ohne den Anderen zu stark einzuengen oder in seiner Freiheit zu beschränken. Übrigens – es hat sich bewahrheitet, dass wir im Stadtteil besser, verträglicher, gebildeter …. sind als unser Ruf. Und die schaurigen „Räubergeschichten“ von der Erstbesiedlung durch Mitbürger aus der „Bocksiedlung“ haben sich nach genauerer Recherche fast in Luft aufgelöst. Tatsache bleibt aber, dass Innsbruck „anziehend“ ist und weiter wächst und der Zustrom an Menschen weiter anhält. Der moderne Mensch drängt dorthin, wo Arbeit, (Fort)Bildung, Kultur vorhanden sind, wo gute (Hoch)Schulen die Chancen auf einen befriedigenden Arbeitsplatz erhöhen und wo Mobilität auch ohne unerträgliche Umweltverschmutzung möglich ist. Dies bedingt, dass wir die öffentlichen Verkehrsmittel weiter ausbauen müssen (Tram) und die Augen auch vor Überlegungen zur Schaffung neuen Wohnraumes nicht verschließen dürfen.
Die Zeit schreitet rasch voran, ob wir wollen oder nicht, und nagt auch schon an den relativ jungen Gebäuden und Einrichtungen in unserem Stadtteil. Nur wenige wissen zum Beispiel, dass die Pfarrkirche St. Pius X. – übrigens ein viel beachteter, ganz „moderner“ sakraler Bau des Architekten Josef Lackner, dringend restaurierungsbedürftig ist und unsere christliche Gemeinde vor einer fast unlösbaren Aufgabe steht. Dennoch sind wir voll Zuversicht und Hoffnung, dass es gelingt.
Wenn ich mich an die ersten heißen Diskussionen um das neue Wohnheim in der An-der-Lan-Straße erinnere – und nun das vollendete, offiziell eröffnete und gesegnete schöne Heim sehe - dann ist mir auch um andere Neuerungen, Veränderungen und Verbesserungen in unserem Stadtteil nicht bange! Aber gegenseitiges Verständnis, Rücksicht, Anteilnahme von allen Seiten ist notwendig.
In diesem Sinne – bleiben wir in einer offenen, fairen Diskussion und halten wir zusammen! Gemeinsame Aufgaben und Ziele zum Wohl unserer Community – ob bei der Planung der Zukunft oder der Aufarbeitung der Vergangenheit – ob bei Veranstaltungen oder Festen oder beim Konsum von Kunst und Kultur oder Sport und Spiel.
Dann wird es uns noch viel gelingen!
Ihr Friedl Ludescher